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SWR4: Klartext Windkraft gegen Naturschutz

15.11.2012 - SWR4 "Klartext": Windkraft gegen Naturschutz

 

Zoff im Pfälzerwald

SWR4 Podiumsdiskussion

Thema Windräder im Pfälzerwald bleibt umstritten

 

 

  

 

Trotz Austausch vieler Argumente pro und contra Windräder im Pfälzerwald gab es, bei der SWR4 Veranstaltung „Klartext“ am vergangenen Donnerstag, zwischen den Befürwortern und Gegnern keine Annäherung. Die öffentliche Diskussionsrunde hatte viele interessierte Bürgerinnen und Bürger in den Hohenstaufensaal in Annweiler gelockt.

 

Bild: Gesprächsteilnehmer der Podiumsdiskussion.

Landtagsabgeordnete Christine Schneider, Bürgermeister Kurt Wagenführer, Landrätin Theresia Riedmaier, Bernd Wallner vom Pfälzerwald-Verein und Umwelt- und Naturschutzpolitischer Sprecher Andreas Hartenfels (v.l.n.r.) stehen Moderator Thomas Meyer (stehend) von SWR4 Rede und Antwort. 
 

Die Moderation erfolgte durch Thomas Meyer und Frank Krones. Schnell wurde klar, welche Einstellung die Gesprächsteilnehmer auf dem Podium zu diesem wichtigen und zukunftsweisenden Thema einnehmen.

So sah es Bernd Wallner vom Pfälzerwald-Verein als ein historisches Ereignis an, dass sich erstmals alle 10 Umweltverbände zusammengeschlossen haben, um gemeinsam gegen die Aufstellung von Windrädern im Pfälzerwald vorzugehen. Gerade in einem so bedeutenden touristischen Einzugsgebiet sei, so Wallner, mit Fremdenverkehrsverlusten von bis zu 15 % zu rechnen. Wallner plädierte für eine koordinierte Energiewende von der Landesregierung in Mainz aus und nicht auf Ebene der Verbandsgemeinde. Für ihn könne in Rheinland-Pfalz ein ökologisches Energiekonzept umgesetzt und die landesweit erforderlichen 2 % der Waldfläche für Windenergie genutzt werden, ohne im Pfälzerwald Windräder aufstellen zu müssen. 

Für Landrätin Theresia Riedmaier sei es der größte Zielkonflikt unserer Zeit, bezahlbare alternative Energiequellen zu erschließen und gleichzeitig den Pfälzerwald in seiner unwiederbringlichen Art zu erhalten. Deshalb sei es wichtig, auch andere Energiequellen ausreichend zu nutzen und hierbei Prioritäten zu setzen. Riedmaier brachte in dem Zusammenhang die Nutzung der Sonnenenergie aber auch Geothermie zu Sprache. Daneben sei für sie die Einsparung von Energie z. B. im Bereich Altbausanierung von größter Bedeutung. Aufgrund der hohen Attraktivität unserer Region führe jedoch, so Riedmaier, die gesteuerte Nutzung von Windenergie nicht zu einem Einbruch im Bereich des Tourismus.

Landtagsabgeordnete Christine Schneider sprach sich für eine sichere Energieversorgung aus, die im Einklang mit Natur und Landschaft stehen müsse, ohne den Pfälzerwald zu zerstören. Auch sie plädierte für eine koordinierte Energiewende und kritisierte die aufkommende „Goldgräberstimmung“ in den kommunalen Räten.

Für den umwelt- und naturschutzpolitischen Sprecher Andreas Hartenfels sei es geboten, die umweltverträglichsten Energiequellen zu nutzen. Dies sei ein Kernanliegen und eine Kernforderung, die sich nachhaltige Entwicklungskonzepte zur Aufgabe gemacht haben. Wichtig hierbei sei ein Dreiklang der Planung: Ökologische, ökonomische und soziale Verträglichkeit. Hartenfels sprach sich eindeutig für Windenergieanlagen aus, wobei klare Tabuzonen zu beachten seien. Hartenfels betonte, dass man 20 Jahre dafür gekämpft habe, von der Atomkraft wegzukommen und 20 Jahre dafür gekämpft habe, dass die Menschen vor Ort im Zuge einer Basisdemokratie die Energiewende lenken können.

Kostengünstigen Strom den Bürgerinnen und Bürgern der Verbandsgemeinde Annweiler mit Windenergieanlagen anbieten zu können, sei für Bürgermeister Kurt Wagenführer eine einmalige Chance. Wagenführer wies darauf hin, dass alleine über Photovoltaik der Energiebedarf in Zukunft nicht gedeckt werden könne. Er strebe eine „Verbandsgemeinde 100+“ an, die einmal den gesamten Strombedarf durch regenerative Energien decken werde. Die Vorgaben des Landesentwicklungsprogramms (LEP IV) zum Schutz der Landschaft und Natur müssen natürlich beachtet werden. Der Bürgermeister betonte, dass man sich selbstverständlich allen Grundsätzen, Gutachten, Prüfungs- und Genehmigungsverfahren zu unterwerfen habe, bevor überhaupt das erste Windrad aufgestellt werden könne.

Als Impulsgeber für die Diskussionsrunde fungierten Dr. Heinz Schlapkohl, BUND, und Rudolf Ahrens-Botzong, Initiative Pro Pfälzerwald, die sich als Vertreter ihrer Naturschutzverbände vehement gegen die Aufstellung von Windrädern im Pfälzerwald aussprachen. Zur Argumentation wurde u. a. auf die Landesverordnung über den „Naturpark Pfälzerwald“, die als dessen Schutzzweck die Erhaltung der Schönheit und Eigenart der Landschaft verfolge, verwiesen.    

Während der Veranstaltung zeigten die zahlreichen Beiträge aus den Reihen der Zuhörer, dass das Thema Windkraft die Gemüter erhitzt. Viele sprachen sich für den Erhalt der einmaligen Schönheit des Pfälzerwaldes aus und befürchten eine Verspargelung und Verschandelung der Landschaft. Andere stellen die Windhöffigkeit der Region in Frage und vermuten, dass bei den Kommunen lediglich der Kommerzgedanke im Vordergrund stehe. Im Übrigen bestehe schon heute ein offener Strommarkt, der es jedem Bürger erlaube, den für ihn günstigsten Anbieter zu finden. Die Befürworter von Windrädern sahen hingegen die große Chance, auf kurzem Wege günstigen Strom in die Haushalte zu bringen. Hier entstehe ein sinnvolles Ganzes, weg von alter Atomkraft, hin zu modernen Windrädern. Interessant war auch ein Wortbeitrag von Seiten der Ortsgruppe NABU, die zunächst Bernd Wallner widersprach, der vorgab, im Namen aller Naturschutzverbände zu sprechen. Die Ortsgruppe Annweiler sei niemals gefragt worden und trete vielmehr für eine sinnvolle und gewissenhafte Planung von Windrädern im Pfälzerwald ein.